Mein Ufer kippt in diesem Januar in die Nebelgestalt am Weg, eine zarte Skizze, die sich mit Winterweiden füllt. Aus dem geöffneten Himmel rinnt Blut über meine Hand. Mein Zweifel, eine Gazelle. Sie rennt durch meine Steppen. Ich gehe durch dein Glas, ganz vorsichtig, um die Schildkröten nicht zu wecken. Deine Zeit schneidet die Blüten„Wundwasser“ weiterlesen
Monatsarchiv:Januar 2021
An der Peripherie des Wartens
In meiner dunklen Kammer liegt ein Engel. Er breitet die Flügel über meinen Alptraum. Ich schlafe in Nachtmilch. Sie läuft über meine Haut. Von dort tropft sie in die Ritzen der Dielen. Sie ist wieder dunkel geworden nach dem Sonnenuntergang. Vor zwei Tagen noch war sie himmelblau. Sie ist fieberheiß und meine Beine sind taub.„An der Peripherie des Wartens“ weiterlesen
Unvollendete Musik. Angelina Polonskaja
Auf schwarzen Samt gebettet sind die Gedichte von der russischen Lyrikerin Angelina Polonskaja in dem Band „Unvollendete Musik“. Die leidende Seele steht im Mittelpunkt, die Tristesse in ihrer schönsten Melodie und vollen Dynamik: „Strauch der Wünsche, / der Wind hat die Bänder abgerissen, / und seitdem / ist die Dunkelheit über mir / ohne Schrecken.„Unvollendete Musik. Angelina Polonskaja“ weiterlesen
Die Reise des Sinns
Ich lege den Sinn in weiße Koffer und trage sie über den Bahnsteig. Der einrollende Zug nimmt mich auf. Die weißen Koffer werden zu Vögeln, die durch die Waggons fliegen. Sie schlagen gegen die schmutzigen Scheiben. Milch tropft aus ihren Flügeln. Ich koste die Milch. Sie schmeckt nach Fragen, über die ich meine gebrechlichen Zelte„Die Reise des Sinns“ weiterlesen
Der Zug fließt …
Der Zug fließt an den dunklen Nähten der Nacht. Ich wachse in das Schweigen im Waggon. Draußen Kirschbäume im Winter. Ihre Zeit tropft auf die Gleise. Ich halte Zwiesprache mit dem Morgen, der unter den Sitzen schläft. Kerstin Fischer
Die weißen Freuden des Yeti. Ludwig Steinherr
Wenn man die Gedichte von Ludwig Steinherr liest, hat man das Gefühl, man durchschreitet eine breite, schöne Straße mit Häusern, die wunderbare Fenster haben. Wir sehen durch ihr filigran gearbeitetes Buntglas, gewinnen auf diesem Wege Einsicht in die Erlebniswelt einer Mumie etwa. Gerade jene Verse sind von betörender Sogkraft: „Vor ihren Augen tanzten feurige Hieroglyphen„Die weißen Freuden des Yeti. Ludwig Steinherr“ weiterlesen
Corona Bahnhof
Auf dem Bahnsteig leere Spiegel, an denen die Tauben picken. Corona liegt aus. Verwischte Angst in den Farben des Mondes. Ein Mann geht im Kreis. Der Wind öffnet seine Schuhe. Er fliegt davon vor dem Gezeter in den Krankenhäusern. Eiston am Gleis, garstiges Pfeifen, das vordringt in kalte Steppen. Aus den Wolken fallen Särge. Sie„Corona Bahnhof“ weiterlesen
Sansibar oder andere gebrochene Versprechen. Elke Engelhardt
„Das ist die Geschichte des Namenlosen / Er nannte sich Sansibar / Dann lief er davon“. Wer ist dieser Sansibar, jener Held in den eleganten Gedichten von Elke Engelhardt? Ein Schauender, ein Wissender, ein Scheiternder, ein Zweifler? In jedem Fall ist er weise in seinen Annahmen. Obendrein durchweht viele der Verse eine ganz eigenständige Philosophie,„Sansibar oder andere gebrochene Versprechen. Elke Engelhardt“ weiterlesen
Ich sehe in das Gesicht …
Ich sehe in das Gesicht des schwarzen Kaffees, sehe in die Anspannung des Tages. Meine Augen steigen ein Gebirge herab und finden Ruhe in den weißen Tälern des Papiers. Ich binde die Anfänge neuer Lichter um die Enden meiner Wörter und beginne.
goldfüchse im schnee und ganz leise lacht ein faun. Janette Bürkle. Petra C. Erdmann
In dem Lyrikbändchen „goldfüchse im schnee und ganz leise lacht ein faun“ sind Haiku von Janette Bürkle und Petra C. Erdmann versammelt, die staunen lassen. Es sind poetische Momentaufnahmen und stille Naturbeobachtungen, die wie Blütenblätter, getragen von einem seidigen Sommerwind, zum Leser schweben. Die Texte sind größtenteils offen, sie vervollständigen sich erst im Erleben des„goldfüchse im schnee und ganz leise lacht ein faun. Janette Bürkle. Petra C. Erdmann“ weiterlesen