In fünf Gedichtzyklen finden in diesem Lyrikband Alltagssensationen ihren Raum. Nicht nur um wilde Tier geht es, sondern auch um ein wildes Herz, das in den Versen dieses lettischen Lyrikers schlägt. Die Gedichte sind Windlichter in schonungsloser Zeit. Wir sitzen auf einer Mauer, lassen die Beine baumeln und schauen ihnen zu. Aus dieser sicheren Position„Wilde Tiere. Krišjānis Zeļģis“ weiterlesen
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Schnee fällt auf mein Gesicht …
Schnee fällt auf mein Gesicht. Ich trinke sein Lachen hinter den grünen Früchten der Nacht. Ich löse die Knoten aus den Träumen und überantworte mich dem Tag. Ich bin ein Zugvogel und fliege vom Raum in die Zeit. An meinen Lippen klebt Süden.
Vor der Überfahrt
Draußen das leere Klappern auf der breiten Straße tönt in das weite, kalte Feld unter den Begierden des Schnees. Ich suche nach Fußspuren verspäteter Engel. Mein Schweigen ist konserviert. Seele unter Milchglas. Ich vertäue meine Angelegenheiten für die Überfahrt. Im kühlen Glanz des Sees Warten auf Licht. Am Horizont nur hungriges Eis. Meine Hände liegen„Vor der Überfahrt“ weiterlesen
Winterbetrachtungen
Auf meiner Seele liegt Frost, seit Monaten schon das Gebirge aus Nichts. Die Ruhe tut mir Gewalt an. Welke Blütenblätter fallen aus den schalen Bewegungen. Vertrocknete Weissagungen im Gerippe meiner Zeit. Die Zukunft, sie ist eine stählerne Kugel und rollt vor mir her. Ich hangel mich durch das filigrane Geäst meiner Träume. Es berührt die„Winterbetrachtungen“ weiterlesen
Schäferstunde
Über den Gleisen blättert Winterlicht. Die Kälte ist zutraulich an diesem Morgen. Schäferstunde mit den Illusionen. Die Zukunft, ein schwächelndes Kind. Ich gehe durch seine Fieberträume und baue ein Kartenhaus aus Sicherheit in trägem Sturm. Weise Geländer, die im Schatten der Herzdame liegen. Ich breche meinen Zweig noch vor der Zeit. Er blüht nach innen.
Corona feeling
Neujahrsmorgen – stille, blaue Bewegung. Ich stehe am zarten Glanz deiner Ufer. Hand in Hand. Küsse im Schweif. Wir gehen oberhalb des Lockdown und entzünden unsere Fragen erneut, Fragen nach Begegnen. Rote Papiere, Silvesterwaisen auf dem Weg, die der Wind bewegt. Verschlossene Cafés. Die hochgestellten Stühle wie Gräten, die aus Fischleibern ragen. Wir sind Wintersinfonie„Corona feeling“ weiterlesen
Aufstieg
Gewürfelte Einsicht schwarz – weiß. An mir kleben die Blätter der Erkenntnis platonischer Höhlen. Ich nehme die Sonne zur Schwester. Mein Gang ist Herz. Ich webe an weißer Zuversicht und berühre die Schwielen des Tages. Mein Schatten wird leichter Wind. Ich halte mein Gesicht in frischen Schnee, in dem sich die Träume abbilden. Träume von„Aufstieg“ weiterlesen
Ich blühe in weißen Linien …
Ich blühe in weißen Linien in stille Wahrheit. Ich trage blaue Frucht im Bruch der Zeitrose am Geäst gegossenen Lichts. Die Bitterkeit fließt aus den Wegen. Ich erwache aus langem dunklen Schlaf.
In Tod getaucht
Mein Tisch ist abgedeckt. Nur eine Kerze brennt darauf. Sie gibt mir Flammenzeichen zu dem Beginn der Magnolien. Falsche Gräser auf meiner Zunge, in Tod getaucht, wenn das Licht um Vergebung bittet im danse macabre. Das Nichts ist rosé, bis in die weiße Bewegung zu Allem. Ich gehe still den Fluss entlang, durch Winterfragen, meinen„In Tod getaucht“ weiterlesen
Ich atme den Morgen …
Ich atme den Morgen durch die Poren der Nacht und zähle die Blüten an den Winterzweigen. Sie hängen über den Ufern des Tages. Er liegt in südlicher Richtung. Sonnenglast über den Balkonen. Ich trinke meine frühe Milch und lächel in meinen letzten Grund.