Der Tag eine bittere Fliederblüte in kranken Wasserspielen. Tausend Schritte von dir entfernt treibt mein wildes Spiegelbild über dem Meer, mit sterbenden Kirschen in der Hand. Kerstin Fischer
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Fluchtfragment
In meinem Zimmer gedeihen kranke Beeren an diesem dunklen Morgen, der im Vergehen wächst. An meinem Körper noch die Lippen des Mondes. Meine Gebrechen sind die Kreidezeichen in deiner Hand. Immer noch glüht der Weg, wenn meine Schrift flieht in den Schaum des Meeres trächtiger Sommer. Über dem Abgrund ein blühender Zweig. Kerstin Fischer
Notat Noire
Zwischen den grünen Halmen der Wiese schimmert Apocalypse. Löwenzahn hängt am blauen Tropf des Himmels. Im heißen Wachs des Äthers fließt Krieg über den stumpfen Bernstein Hoffnung. Ich erkenne die Totenmaske in den Rinden der Bäume. Sie flieht in meine Phantasie, ohne zu sterben. Mohnandacht. Die Zeiger stehen auf Sommer. Unaufhörlich wächst Klee über den„Notat Noire“ weiterlesen
Seenah
Im Spiegel des Flieders die Silhouette des Windes kommender Sommer. Meertauben über der See, die die Erde öffnen. Aus deinen Muscheln fallen Perlen in den warmen Sand. Dein Geruch, ein zärtliches Tier an meinen Zeilen über Ikarus. Kerstin Fischer
Straßenkind
Der entzündete Blick des Jungen in der Morgenschale des Bahnhofs. Er kommt aus dem Leder der Nacht und verletzt sich am grellen Tag. Die Hände des Kindes wie zitternder Wind teilen den Hunger mit den Tauben. Der Tod ist sein Vater, der es bewacht, wenn die finsteren Schluchten der Großstadt es schlucken und rauchen wie„Straßenkind“ weiterlesen
Magenta II
Unter dem Blatt des Morgens erwachen die Träume. Eisblumen im bunten Glas des Fensters. Totenwache für die nachtverendete Amsel- verlorener Frühlingsschrei im Rost der Zeit. Mein Gang gelingt, bis zum Mund der See im Sommer, durch grüne Frühe reif am Raps. Kerstin Fischer
Jetzt
Ich nähe meine Zeit in die Kirschblüte des Gartens, in Goldfischlänge. Sie wird Jetzt, bis der Tod seine Kleider vergisst. Kerstin Fischer
Nachtschrift
Über dem Papier schwimmt Nachtschrift, blau und gierig. Ich tauche meine Hände in das Alphabet der Wellen. Rote Korallen am Grund meiner erfundenen Minuten. Schwebeteilchen blutsverwandt mit wilden Hirschen, die in Wasserträumen auf neuen Stunden grasen. Anderzeit. Weiche Waben indigo. Ich küsse Briefe in die Muscheln, die Wind getrunken haben, und mache mich auf den„Nachtschrift“ weiterlesen
Herzriss
Der Nachmittag verglüht im Rot der Tulpen. Abend fließt in die Gräser, nach meinem Wachtraum. Kühl und gierig Mondnattern im weißen Kies. Mein Herzriss ist eine Lichtfaser, domestiziert am Blau in den erdnahen Bildern. Ich komme aus warmen Wäldern. Inmitten zarter Spiegel sehe ich mein weiches Kreuz im Eis des Regenbogens. Du fällst mir aus„Herzriss“ weiterlesen
Hinter den Kirschblüten …
Hinter den Kirschblüten die Angst teilen die Stimmen der Vögel in gut und später. Kerstin Fischer