In die stille Musik der Bäume hebe ich meine dunklen Gläser und warte auf Mohn. Kerstin Fischer
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Treue Häfen
Der Regen fällt in meine innere Stimme, die die Zaunkönige bewachen. Ich warte an den Flügeln der Psalmen und breche meine nassen Äste zu klarer Sicht. Nun ist mein Boden ein weißes Meer mit Wörtern, enthemmt und ungestillt. Ich lege sie an die Brüste meiner Schatten, bis sie in gläsernen Schuppen reden, die auf ungeborene„Treue Häfen“ weiterlesen
Morgenzug nach B.
Die Bäume schweben in der silbernen Geschwindigkeit des Zuges. Ihre Märztränen fließen durch den leeren Waggon in das Salz des Krieges. Es liegt über dem Boden verstreut und reibt sich in die Seele des pfirsichjungen Tages. An seinen Wimpern hängt ein schwerer Traum. Ich krieche unter seinen Rock und schweige in die grünen Wehen der„Morgenzug nach B.“ weiterlesen
Morgenstoff
Ich gehe durch den Nebel, bis an die Grenzen der Gewissheit, gehe ganz weich am Rinnstein. Das Laub wie vergessene Lieder. Kerstin Fischer
Der Kelch
Aus dem Radio springen Bluthunde in das Wachstum der Bäume. Der Krieg vibriert in schwarzen Rosen durch die Leere des Cafés. Ich träume den Kelch vorüberziehend. Kerstin Fischer
Der dritte Tag
Meine noch nachtwarme Decke ist ein dunkles Blatt auf das harte Steine fallen, aus dem hungrigen Gebirge des Morgens. Durch den Spalt der Gardine schimmert der Krieg in die schwarze Auskunft des Handys. Die Stille angstschwanger. Ich höre in die Ahnungslosigkeit der Vögel, lasse ihre Stimmen über meine nervösen Hände gleiten, damit sie überlebende Wörter„Der dritte Tag“ weiterlesen
Ukraine. Notat II
Der schwarze Teppich über dem Land, mit Blut gewebt. Die tote Kinderhand hält einen Tropfen Frieden. Weiße Taube, flieg! Kerstin Fischer
Ukraine. Notat I
Im siebten Spiegel ist der Frieden ausgehöhlt. Die Kriegsspinne kriecht langsam über meine Hand. In die Schädelstätte sinkt schon Morgenröte. Im siebten Spiegel wächst der Tod. Kerstin Fischer
Unterwegs
Um das Haus der Sturm reist Äste aus dem Leib des Gartens. Sie fallen in Hieroglyphen über die Krokusse, im schneemilden Tempo. Der Hahn des Nachbarn. Er kräht in das Jenseits. Mit den Wolken verlasse ich mein Haus und meine bleichen Kleider. Ich werde neue Gegenden bunt bewohnen, immer am Wasser, in das fremde Galionsfiguren„Unterwegs“ weiterlesen
Sibiu. Vision I
Auf dem Weg liegen neue Ziffern, die an meinen Sohlen haften. Noch bellen seine Kiesel in heulenden Wind. Ich weiß nicht, wo ich meinen Stein niederlegen werde. Aller Sand ist durch die Stundenuhr geronnen, in die Ahnung unter dem alten, zerbrechenden Glas. Vielleicht sollte ich die bodennahen Kälber fragen. Mein Schatten gebiert einstweilen seine Drachen.„Sibiu. Vision I“ weiterlesen