Das lyrische Ich ist unterwegs in Luxemburg zwischen den Bus- oder Tramhaltestellen der Linien binnchen – parc de l´europe und aéroport – val fleuri, aber auch an den arrêts supprimés, den aufgehobenen Haltestellen. Die einzelnen Stationen haben in den von ihnen inspirierten Texten etwas von Sternen einer neu zu entdeckenden Galaxie: „im regenspiegel der stadt„statt einer ankunft. Ulrike Bail“ weiterlesen
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Clarté Notre Dame. Philippe Jaccottet
In diesem herrlichen Band fließen Prosa und Gedichte in einem Zyklus zusammen. Das Herzstück bilden die beiden letzten Manuskripte des am 24. Februar 2021 verstorbenen Philippe Jaccottet „Le dernier livre de madrigaux“ und „La Clarté Notre Dame“. Letzteres verkörpert ein abschließendes poetisches Begehren, das auch die Kindheitserinnerungen mit einschließt sowie auch die Kriegsschrecken der Gegenwart.„Clarté Notre Dame. Philippe Jaccottet“ weiterlesen
Rote Spindel, schwarze Kreide. Märchen im Gedicht
Märchen, tief sind sie in den Adern unserer Seele verankert, ebenso die Sehnsucht nach der Wahrnehmung des Irrealen, des doppelten Bodens der Wirklichkeit. Davon nicht weit entfernt keimt auch ein Herzstück der Dichtung. Die Fusion aus beidem, aus Märchen und Gedicht, schafft so Räume mit einer ganz eigenen, tief inspirierenden Impulsivität. Diese „Märchengedichte“ haben Birgit„Rote Spindel, schwarze Kreide. Märchen im Gedicht“ weiterlesen
Lederjackenwetter. Frída Ísberg
Die Gedichte von Frída Ísberg sind wie wilder, herber Wein. Dabei ungeheuer aufrichtig und authentisch. Es dominiert eine eher verborgene Poesie, die allerdings ein gehöriges Volumen hat, um zu überzeugen: „der mensch wächst / nicht wie ein baum / sondern wie eine wiese //“. Der Stoff ist solide: die Lederjacken, der Obdachlose, der Aberglaube, der„Lederjackenwetter. Frída Ísberg“ weiterlesen
Schräg am Federbug. Leo Pinke
Die Gedichte von Leo Pinke sind kryptisch schön und pulsieren in einem feinen, zurückhaltenden Rhythmus ins lyrische Nirwana. Dies mit einer erstaunlichen Wucht und Schärfe: „Einsam legiert abwesendes Leben / das Kupferstück in der Hand – / “. Mit Akribie ist auch die Natur darin handverlesen wie die Zweige der zwischenmenschlichen Räume und ihrer Intarsien:„Schräg am Federbug. Leo Pinke“ weiterlesen
Überall, wo wir Schatten warfen. Ingrid Mylo
Ingrid Mylo spielt mit der Ambivalenz der Sinne, die mal verwerfen, dann wieder am Leben halten, verbergen, finden, träumen, lieben und trauern. Poetische Nachtkerzen sind so entstanden, die das Morgenlicht schwer macht: „Er wollte dein Lachen, aber / die Lieder, die er dir schenkte, / waren den Spinnweben gleich / abgestreifte Umarmungen, waren / Verzicht.„Überall, wo wir Schatten warfen. Ingrid Mylo“ weiterlesen
Kyung. Eva Maria Leuenberger
„Dicteé“, daran hatte sich Eva Maria Leuenberger, die mit dem lyrischen Ich wohl gleichzusetzen ist, infiziert. Dictée ist ein „palimpsest einer fragmentierten identität“ und das einzige Buch der koreanischstämmigen, feministischen Avantgardekünsterlerin Theresa Hak Kyung Cha. Es handelt von „Identität“, „Macht“ und „Sprache“, wie den Anmerkungen Eva Maria Leuenbergers zu entnehmen ist. Der Tod Chas, die„Kyung. Eva Maria Leuenberger“ weiterlesen
Sonnenwenden. Ágnes Nemes Nagy
Die Verse der ungarischen Lyrikerin Ágnes Nemes Nagy ( 1922-1991) schillern wie Seeraupen, sind unterwürfig, ohne erlegen zu sein, weiden sich, perlen, stürzen Täler hinab und vibrieren unter der Waghalsigkeit, sich einem Gott zu nähern wie in dem Zyklus „ Aus Echnatons Aufzeichnungen“: „Etwas müsste ich doch / gegen die Qual tun. / Einen Gott„Sonnenwenden. Ágnes Nemes Nagy“ weiterlesen
Einmal hatten wir schwarze Löcher gezählt. Raoul Eisele
Die Gedichte von Raoul Eisele sind zarte Libellenflügel, die sich durch das feine Geäst der Innenreiche der Geliebten des lyrischen Ichs bewegen. Dennoch, sie bleiben auf dem Weg zu „mon amour“, mit dem verborgenen Wissen, dass man den anderen weder begrenzen noch ganz erreichen kann. Alles bleibt somit grazile Annäherung an den absoluten Moment mit„Einmal hatten wir schwarze Löcher gezählt. Raoul Eisele“ weiterlesen
Neue staubige Tage. Nuovi giorni di polvere. Yari Bernasconi
Die Asche, die aus der Philosophie der Zerstörung fällt, hat Yari Bernasconi auf seiner Europareise aufgefangen und in seine Verse getragen. Jenen Versen, die in mehreren Zyklen angeordnet sind, liegt ein grandioser Instinkt zugrunde, mit dem der Dichter Witterung aufgenommen hat, vor allem an verfallenen Stätten oder an verwaisten Plätzen in Estland, den piemontesischen Bergen,„Neue staubige Tage. Nuovi giorni di polvere. Yari Bernasconi“ weiterlesen