Ich gehe durch die Stadt. Die Botschaften der Kastanien klingen über dem Asphalt. Ich steige in ein Taxi und treffe auf Wörter aus Schnee. Wir fahren unter den Augen der Eulen über verwirrte Straßen, vorbei an dem blassen Krankenhaus, wo Passanten mit der Angst Händchen halten. Ich schneide mir eine Scheibe vom Wetterlaib. Sonnenglast in„Ich gehe durch die Stadt …“ weiterlesen
Monatsarchiv:September 2020
Herbstvision
Im roten Kreuz der Herbstnebel Hagebutten. Eicheltanz unter meinen Füßen. Rehe fliehen vor ihrer Zeit. Der Tod kommt in Silben mit den kühlen Regentropfen auf das gepflügte Feld. Ich sehe in die tiefe rostbraune Erde und ernte mit den Raben dunkle Milch. Kerstin Fischer
Aussicht
Ich ernte schwangere, schwarze Nüsse aus der Nacht. Sie reden von meinem Verfall, mondhellsichtig. Ich begebe mich in seine Obhut. Sie ist warm und bitter. Ich werde sie süß schreiben.
Zeichnung
Graphit auf Papier. Kerstin Fischer
Herbstgang
Unter meinen Füßen knacken Eicheln in die Herbststille und berühren das Krächzen der Raben über dem Feld. Ich gedenke der zerworfenen Sommer in kornblumenblau. Nun verlieren die Blätter ihr Blut. Ockerlicht, braunes Beruhigen treibt in warme Zimmer, windgeschmeidig, die Musik anthrazit. Ich lege den Mantel um mein Gedicht.
Zeichnung
Graphit auf Papier. Kerstin Fischer
Die Stadt
Stadtgeflimmer. Stimmen verschwinden in Spalten. Hölzernes Hacken der Schuhe auf berunkenem Pflaster. Auf den Bügeln wehen T-Shirts aus Bangladesch. Münder eilen ihren Hirnen voraus in die Marktpassage. Die Regenbögen sind die Einkaufsnetze des heiligen Konsums. Cashback für die Kaninchen in den Zoohandlungen, die mit rauen Zungen von Wiesen reden, während Orangen auf den Bordstein rollen„Die Stadt“ weiterlesen
Die Stille glänzt in dem alten Park bis unter die Steinbrücken. Im Spätsommerspiel auftauchende Läufer. Sie berühren unseren Weg, der mit uns vergeht. Schritt für Schritt Verfall der bleichen Gesichter am Steg. Sie setzen sich in die Boote ihrem Herbst zum Trotz. Amusement auf dem Wasser, in das die letzte Zeit fließt. Wir warten mit weiterlesen
Miniatur
Graphit auf Papier. Kerstin Fischer
Davor
In mir tausend Brücken tausend Wächter Sie führen mich zum Paradies am morgen danach und davor vor der Zeit im Schnee Eiskristalle an meinen Händen Sie schmelzen in der Schrift Ich tue meinen ersten Schritt durch die Wiesen auf blühendem Papier Kein Winter nur sommerwärts